Der Metzger

Seit Tagen schaut er traurig. Steht hinter der Theke seiner Metzgerei und sieht nach draußen.  Seine Stammkunden wissen, dass er selten lacht. Er macht seine Arbeit ohne Ausnahme perfekt, er hat immer Zeit für einen kurzen Plausch, er packt immer alles gut ein, wenn es geschnitten und zerhackt ist. Seine Kunden, die keine Stammkunden sind, schätzen ihn, weil er ihnen Bier unter der Hand verkauft. Zumeist polnische Bauarbeiter, gute Jungs mit ehrlichen Augen. Fern der Heimat, sanieren sie unsere Städte damit wir es schön haben.

Hinter den Schaufenstern seiner Metzgerei liegt Amsterdam. Aber es ist nicht das hell leuchtende Amsterdam. Die Gassen um seinen Laden sind finster. Hierhin verdrängen sie die Bordsteinschwalben, ins Unsichtbare, an einen Ort der Vorillegalität. Er hat nichts gegen die Frauen, er hofft, dass es ihnen gut ergeht.

Jennifer war schon seit Tagen nicht mehr bei ihm. Er fragt sich, was mit ihr los ist. Mit Jennifer trinkt er immer nach Feierabend in seinem Laden drei Bier. Er und sie stehen dann einfach da, stehen im Licht seiner Auslagen und sehen sich an: tun so, als ob sie sich verlieben könnten.

[text: sm / foto: dd]

Salziger Geschmack im Bier des Metzgers

 

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