Amsterdam: Bierliefde en verlangen

Was würde ich wohl tun, wenn ich in diesem Moment in Amsterdam sein könnte? Da hat gerade ja auch alles dicht. Ich denke, ich würde mich direkt bei einer der Brauereien mit Bier eindecken. Die öffnen glücklicherweise ihre Pforten für den Straßenverkauf. Natürlich würde ich einen lokalen Essensversorger mit einer Bestellung unterstützen, mit hoher Wahrscheinlichkeit einen frittierten feuchten Traum ordern und mich an der Stadt wie immer sattsehen. Alles, was mit dem Fahrrad zu erreichen ist, würde ich auch mit dem Fahrrad erreichen. Vielleicht würde ich endlich mal Butchers Tears ansteuern. Es ist die einzige Brauerei, bei der ich noch nie vor Ort war, weiß Gott, warum das so ist. Obwohl mir diese Brauerei sehr sympathisch ist. Eine echte Schande ist das! Vielleicht liegt es an deren Philosophie, Biere zu brauen, auf die sie wirklich Lust haben, Biere die wie ruppige Gedichte daherkommen und auf die Meinung von sogenannten Fachleuten und Literaturkritikern nichts geben.

Wenn ich jetzt in Amsterdam wäre, ich würde durch eine leere Stadt radeln, wäre möglicherweise ein wenig aufgeregt, wegen den Sachen, die ich dort neu entdecken würde. Bestimmt wäre es ein anderes Amsterdam, als das, was ich bisher kannte, ein Amsterdam das ganz leise sein würde. Dann würde ich mir einen netten Platz suchen und es mir da mit einem Bier gemütlich machen, höchstwahrscheinlich am Wasser, vielleicht am Ringdijk, einer meiner liebsten Orte. Nicht weit weg vom Zentrum. Aber was war in Amsterdam schon weit vom Zentrum weg, wenn man ein Fahrrad hatte. Was den Ringdijk so ungemein schön machte, war die fundamentale Tatsache, dass sich nur wenige Touristen hier hin verirrten, schon gar nicht ebenjene Gesellen die wegen dem De Wallen die Stadt wie ewig geile Böcke überrannten und bestiegen. Ich konnte diesen zur Schau gestellten Männlichkeitskult noch nie leiden, dieses seltsame Verhalten von Männern die sich wie kleine Jungen im Sandkasten verhielten und die keinerlei Respekt vor den Damen im De Wallen hatten. Aber genau diese Deppen bekommen seltsamerweise nie aufs Maul, schließlich bringen sie das viele Geld in die Stadt. Ein Teufelskreis.

Bis spät abends würde ich dort am Wasser sitzen, bis in den kleinen Häusern am Ringdijk die Lichter angehen und ich den Menschen zusehen kann, wie sie sich ihre Abendessen zubereiten, wie ihre Kinder zwischen ihnen herumtollen, sich verliebte Paare küssen, manche zum ersten Mal, immer ein schöner Anblick. Und einige der Bewohner würden selber ihre Gartenmöbel nach vorne holen, um sich eine Weile direkt an den Ringdijk zu setzen, um sich dort eines der vielen guten Biere Amsterdams zu genehmigen.

All das würde ich mit Butchers Tears Green Cap begleiten, ein sattes, bitteres Bier. Der Stil ist mir in diesem Traum grad ziemlich egal. Ich bin hier der Herr der Gedanken. Bestimmt würde ich eher mehr als zu wenig trinken und das Leben einfach schwer genießen, sich hingeben und gut fühlen.

[text: sm / foto: sm]

 

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