Von kolossalen Mutanten und Kirmesboxern

Foodpairing kann jeder – Wir machen Bier- und Musikpairing.

Musik und Bier. Das sind zwei entscheidende Grundsäulen eines jeden Lebens, wenn es auch nur annähernd sinnvoll gelebt werden soll. Warum nicht einmal beides zusammen denken? In loser Folge stellen wir in dieser neuen Reihe vor, welches Bier in unserer gelebten Praxis zu welchem Song oder welchem Album passt. Und was dies für die Menschheit im Allgemeinen und den Fortschritt der Zivilisation bedeutet (oder zumindest mit uns beim Hören und Trinken anstellt). Los geht’s mit dem .DDH DIPA von ANALOG.BIER und „Godzilla“ von Fu Manchu. Mehr davon und dazu gibt’s hier: klick!

Von kolossalen Mutanten und Kirmesboxern

Bämmm! Genau wie das Bier, so legen Fu Manchu deftig los. Da wird – in bester Stoner-Manier – nicht empfindsam herumgesäuselt, da wird der Holzhammer ausgepackt. Träge, schleppend, grob, klotzig, muskelbepackt, angeberisch, dickpissig. Monströs in seiner Wuchtigkeit. Mit der brodelnden Wut aus tausend Gärtanks ganze Landstriche zerschmetternd. Dazu ein bitter knackiger Hopfenpunch. In your face. Super Fuzz und fette Riffs.

Mit dem satten Malz-Gitarren-Unterbau hat das .DDH DIPA anständig was auf den Rippen. Breitbeinig kommt es mit 8% ABV daher. Der Kopf steckt allerdings in radioaktiven Wolken, die aus schwül-tropischen Gefilden herbei geweht wurden. Sie künden von einem mythischen Eiland voller verlockender Früchte, aber auch voller lauernder Monster und aggressiv wuchernder Gewächse. Die zwischenzeitlichen, psychedelisch verspielten Anflüge von Fu Manchu deuten in diese Richtung, täuschen aber nicht darüber hinweg: Die Begegnung mit Godzilla ist nichts für Weicheier. Der ewige Kirmesboxer in Echsengestalt lockt zum Tänzchen. Und teilt gnadenlos aus. Er ist der bisher unbesiegte Champion. Und genau wie er ist das .DDH DIPA nicht nur der fiese Drecksack, der einem tüchtig den Arsch versohlt. Kein tumber Klotz mit Aggressionsproblem, sondern auch ein feinfühlend komplexes Wesen, das gelegentlich auch missverstanden wurde. („Sieht irgendwie oxidiert aus.“)

Fu Manchu performen denn auch mit viel Mitgefühl für die geschundene Kreatur. Ja, fast schon mit Häme und Genugtuung. Seht her, das kommt dabei heraus: Wenn sich der Mensch an der Natur vergeht, werden kolossale Mutanten nichts als Schutt und Asche hinterlassen. Die Natur schlägt zurück. Godzilla ist in diesem Sinne ein Guter. Der räumt mal so richtig auf. Ob ANALOG.BIER, wie Godzilla quasi aus dem Nichts aufgetaucht, mit ihrem ähnlich auf die Spitze getriebenen Double Dry Hopped Double IPA die überhitzte deutsche Carftbeer-Landschaft in der Niedergangsphase des destruktiven Spätkapitalismus aufräumen wollen, ist nicht überliefert. Aber sie packen mit ihrem Marken-Debüt die Szene im Bunten-Büchsen-Segment gleich mal bei den Eiern. Ihre Ansage mit breiter Brust: „Nehmt dies, Biernerds zwischen Berlin und Grand Rapids! Wir machen keine halben Sachen. Und auch keine Gefangenen.“

Mit ihrem Bier sitzt man alsdann wohlwollend da, lehnt sich zurück und schießt sich gepflegt die Lichter aus. Der Song von Fu Manchu passt dazu wie die Faust auf’s Auge. Wo die hinlangen, wächst kein Gras mehr.

[text: mr / foto: dd / musik: fu manchu]

 

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